Der Hans

Die frühen Jahre

Die frühen Jahre Die ersten Schuljahre Weiter geht es in der Schule Auf dem Weg zum Abitur Die Lehre

Also geboren wurde ich im Jahre 53 im Monat September in Leipzig. Meine Schwester ist gut 12 Jahre älter als ich, mein Vater war damals Frisör in eigenem Geschäft in Leipzig, meine Mutter half ihm im Geschäft. Eigentlich eine sehr gute Familie war das wenn da nicht der Sohnemann schön in jungen Jahren irgendwie anders war, als andere Kinder. Es gibt da eine Menge Geschichten über mich als Kind, ein paar werde ich hier einflechten, zur Erheiterung des werten Lesers.

Eigentlich stände mir heute noch das Bundesverdienstkreuz zu. Als Baby muss ich ein gar lieblicher Anblick gewesen sein und so nahm mich auch auf der Straße ein Herr Hoffmann auf den Arm, der gerade Major geworden war und stolz seine neue Ausgehuniform spazieren trug. (Später wurde er noch ein paar Mal befördert, zum Schluss war er dann Armeegeneral!) Schon damals hatte ich scheint es eine gewisse Abneigung gegen das DDR-Militär und gab dieser dadurch Ausdruck, dass ich ihm auf seine neue Uniform pinkelte. sicher hat diese frühe Abneigung später mein Leben sehr geprägt. Und wer kann schon von sich sagen, dass er  seinem Protest durch Benässen einer solch "hohen Persönlichkeit" Ausdruck gegeben hätte?

Auch der Polizei stand ich schon in frühster Kindheit sehr kritisch gegenüber. Ich konnte gerade einmal so richtig reden, da stromerte ich eines Tages in der Nähe unseres Friseurgeschäftes auf der Straße herum. Und wie das so manchmal im Leben ist, es überkam mich ein unwiderstehlicher Harndrang. In dem Alter ist man ja noch frei in seinen Gedanken und Handlungen, also stellte ich mich auf eine Grünanlage knöpfte die Hose auf und erleichterte mich. Das rief prompt die Staatsmacht in Form des Abschnittsbevollmächtigten, für Wessis, das war der Orts- oder Ortsteilpolizist, auf den Plan, der mir die Verwerflichkeit meines Tun mit starken Worten vorhielt. Es ist nunmehr überliefert, dass er von mir als Antwort zu hören bekam: "Wenn die großen Hünde eine große Aa machen, da schimpfste nicht, aber wenn ich kleiner Kerl mal pieseln muss ...." Weiter bin ich nicht gekommen, denn ich wurde nach diesen Worten unter Anwendung polizeilicher Gewalt meinen Eltern zugeführt, die umgehend über meine Verfehlung unterrichtet und denen ans Herz gelegt wurde, rechtzeitig gegen meine Dekadenz anzugehen, weil es sonst sicher ein schlechtes Ende mit mir nehmen würde.

Solche Erlebnisse in frühster Kindheit haben mich sicher in meiner Entwicklung sehr geprägt, es war vorbestimmt, aus mir konnte nichts Vernünftiges werden. Auch schein ich ein rechter Draufgänger gewesen sein ...

Eine andere Überlieferung, sogar durch ein Foto belegt, berichtet darüber, dass meine Eltern eines schönes Tages mit mir im Leipziger Zoo waren. Dort wurden auch Kinder mit Löwenbabys fotografiert, zur Erinnerung der Eltern und zum Nutzen des Zoo, den es war natürlich dafür ein Obolus zu entrichten. Als meine Eltern nun mit mir am Ort des Geschehens vorbei kamen sollte gerade ein kleines Mädchen fotografiert werden, welches jämmerlich schrie und greinte. Ich riss mich los von der Hand meiner Eltern, rannte zum Ort des Geschehens, packte das Löwenkind unter den Arm, setzte mich auf die Bank und sagte, was haste Angst, so musste dich hinsetzen mit dem Vieh. Wie man sieht, selbst vor Löwen zeigte ich keinen Respekt.

So vergingen die ersten Jahre meines Lebens auf dieser Erde. Es gibt noch viele Geschichten aus dieser Zeit, mein großer Teddy, der mir dazu diente, dass ich auf ihn kletterte, um auf den Tisch zu gelangen, oder die Schäferhündin meiner Großeltern, die mir als Reittier diente, das verabscheuungswürdige Tun meiner großen Schwester, die auf mich aufpassen musste, selbst zu Veranstaltungen der schule musste sie mich manchmal mitschleppen, und die sich eines Tages bitterlich rächte indem sie mich mit einer Freundin auf einen Schlitten legte, festband und einen Abhang hinunterschubste an dessen Ende ein Zaun war, noch heute habe ich das Mal eines herausstehenden Nagels auf meiner Stirn und vieles mehr. Aber wir wollen ja vorankommen in der Schilderung eines Lebens!

Mein Vater war im Krieg verschüttet, er behielt davon ein Rückenleiden zurück, dass es ihm eines Tages nicht mehr ermöglichte das Friseurgeschäft in Leipzig weiterzuführen. Also tauschte er den Laden mit einem auf einem kleinen Dorf und wir zogen dahin um. Dieser Umzug hat in meiner kindlichen Seele schwere Spuren hinterlassen. Mit viel Mühe hatten meine Eltern mir eingebläut, wie ich mich in Leipzig auf der Straße zu verhalten hatte. So hatte ich gelernt, wenn ich über die Straße wollte, dann sollte ich Erwachsene bitten, mich rüberzubringen. Nun lebten wir auf dem Dorf!

Und so stand ich nun an der Straße, ob am Tag da 10 Autos lang fuhren?, und bat einen Erwachsenen, mir über die Straße zu helfen, wegen dem Verkehr. Aber die lachten mich aus, ich begriff die Welt nicht mehr!

Man kann sich sicher vorstellen, wie das auch meine Meinung zu den Erwachsenen beeinflusste. Und ich wurde langsam aufsässig! Wir hatten auf dem Dorf ein Haus gemietet, im Erdgeschoss befand sich das Friseurgeschäft mit einem Nebenraum, wo einige Dorfbewohner ihren Kaffee trinken kamen und die Zeitung lasen. Und es befand sich im Erdgeschoss das Zimmer meiner Schwester. Im Oberstock waren die Küche, das Wohnzimmer und das Schlafzimmer meiner Eltern, wo auch mein Bett stand. Während der Woche ging ich in den Kindergarten und am Wochenende bereitete ich meiner Schwester früh immer viel Freude.

Wurde ich am Wochenende früh munter stahl ich mich aus dem Schlafzimmer, kletterte die Treppe hinunter ins Zimmer meiner Schwester. Dort forderte ich energisch, dass diese mir vorlas. Schlief sie noch machte ich ihr einfach mit den Fingern die Augen auf und sagte ihr, du bist doch wach, lese vor. Man kann sich vorstellen, wie begeistert sie war, aber was blieb ihr übrig? Eines Tages musste sie für die Schule ein Gedicht auswendig lernen und sie trug mir dieses immer wieder vor. Bald bemerkte ich aber, das ist ja immer das Selbe und da gab es dann Ärger. Also Freude hatte meine Schwester schon an mir!

Ach ja der Kindergarten, fast täglich erreichten die Ohren meiner Eltern Klagen der Erzieherinnen über mein unmögliches Verhalten. Da gab es immer Schimpfe und so war mein Vertrauen in die Erwachsenen noch weiter untergraben.

Es war im Winter, auf dem Weg zum Kindergarten hatte ich mir einen Schneeball geformt und leckte genüsslich an diesem. Zu meinem Pech sah mich aber die Leiterin des Kindergartens bei diesem Tun und stellte mich zur Rede, der Schnee sei doch kalt, da könnte man krank werden. Meine Antwort hat sie dann doch wohl ein wenig verblüfft, ich sagte ihr nämlich, dass mir das nicht passieren könnte, ich hätte den Schnee doch angewärmt. Oh je, sie nahm im Kindergarten eine Tasse, füllte diese mit Schnee und stellte sie auf den Ofen. Dann zeigte sie mir die dreckige Brühe in der Tasse, die vom schönen weißen Schnee übrig geblieben war und fragte und nun. Ich bestand jedoch darauf, dass ich den Schnee angewärmt hätte, eben anders als sie, nicht in einer Tasse, und nun war ich auch als notorischer Lügner abgestempelt.

Wie es so üblich ist kam auch für mich der Tag an dem ich eingeschult wurde. Aber das ist Thema der nächsten Seite.    

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